Tourprofi Max Schmitt:

„Es gilt, positiv zu bleiben“

Max Schmitt gehört seit Jahren zu den deutschen Hoffnungen auf Europas Top-Touren. Der gerade einmal 24-Jährige hat in dieser Zeit viel gelernt im schwierigen Kampf um Tourkarten. Sein Beispiel verrät einiges über das Leben auf der Tour – und zeigt, wie es klappen kann.

Mitte September saß Max Schmitt am Strand in Portugal und fand etwas Ruhe. Ruhe, abseits des Karussells aus Flughafen, Hotel und Golfplatz. Klar, auch dort in Vau Óbidos, zwischen Lissabon und Porto, war eine gute Platzierung auf der Challenge Tour das Ziel. Doch nun galt es auch, einmal abzuschalten. Max Schmitt ist gerade 24 Jahre alt. Sein beeindruckender Aufstieg auf die heutige DP World Tour ist nun aber auch schon fast vier Jahren her. So gilt der Mann vom GC Rheinhessen heute fast als Routinier auf den Top-Touren Europas. Er hat viel erlebt. Und nicht immer ging es bergauf.

Die Jahre seit 2019 waren nicht immer einfach für Schmitt. Zwischen den Welten bewegte sich das Talent hin und her, immer mit einem „mentalen Stress, der sehr hoch ist“, wie er sagt. „Du bist die ganze Zeit allein dafür verantwortlich, dass hier alles im grünen Bereich ist, dass du am Ende des Jahres genug Geld verdient hast.“ Schmitt hat Zeit gebraucht, um anzukommen. Nun sieht er sich gefestigt und nennt diese vergangenen Monate seinen vielleicht größten Erfolg.

Nach schwachem Start in die Saison kämpfte er sich mit mehreren Top Tens unter die besten 45 der Challenge Tour. Damit wäre für das Grand Final zum Ende der Saison qualifiziert. Die besten 20 steigen dann in die DP World Tour auf. Das ist das große kurzfristige Ziel von Schmitt, der weiß, dass er dafür alles geben und gleichzeitig auch immer mal loslassen muss. Wie kürzlich in Portugal.

„Ich probiere einfach, den ganzen Stress gegen ein bisschen Frieden einzutauschen. Deswegen fahre ich immer mal auch nur ein, zwei Tage nach Hause um einfach wieder runterzukommen, im Hier und Jetzt anzukommen. Auf Tour ist man immer in Bewegung. Es ist wie eine tickende Zeitbombe und die Gefahr ist, dass man nie richtig ankommt, bei sich in der Gegenwart und auch nicht in dem Land, in dem man sich gerade befindet“, sagt Schmitt. Das Zuhause bei Heidelberg lässt ihn aus dem Strudel ausbrechen.

„Ich muss es schaffen, in der Gegenwart zu bleiben. Ich kann die Vergangenheit nicht beeinflussen und die Zukunft auch nicht“, sagt er. Diese gewonnen Erkenntnis sorgt dafür, dass er mit seinen Ergebnissen zuletzt sehr zufrieden ist.

Der erste Titel auf der Challenge Tour rückt näher – was er braucht, ist Geduld. Und die habe er in diesem Jahr gelernt. „Ich bin ein Spieler, der gerne viele Birdies spielt. Wenn die nicht fallen, werde ich nervös. Doch nun vertraue ich mehr darauf, gerade auf der Challenge Tour, wo es viele Chancen gibt.“ Bei der Swiss Challenge Ende September spielte er sich nach katastrophalem Start noch in die Top Ten. Weil er geduldig blieb. Und nun weiß, dass er es kann.

Das ist nicht einfach bei den Bedingungen, denen junge Tourprofis derzeit ausgesetzt sind. Die Flugpreise sind enorm gestiegen, die Reiseplanung macht keinen Spaß, der Druck ist riesig, die Ziele zu erreichen. Dass das Gepäck ankommt, ist lange keine Selbstverständlichkeit mehr, hinzu kommen Streiks. Schmitt ist weit davon entfernt, zu jammern. Aber es zeigt, wie viele Gedanken für ein Thema draufgehen, das eigentlich nebenherlaufen sollte. „Das sind echt Kopfschmerzen, die ich nicht haben möchte“, so Schmitt.

Entlastung bietet die Gemeinschaft auf der Tour. Schmitt versteht sich mit seinen deutschen Kollegen sehr gut, sie teilen sich Unterkünfte, geben sich Tipps. Er schätzt die gemeinsam verbrachte Zeit und die Tatsache, „dass wir alle gut darin sind, auch mal dummes Zeug zu labern. Es ist schön, wenn man Kumpels um sich hat“. Das hilft abzuschalten. Wie die Besuche zuhause. Wie ein paar Stunden am Strand.

Er ist stolz darauf, dass er es aus den ersten Tälern seiner Karriere raus geschafft hat. „Andere spielen dann gefrustet Golf, das führt nirgendwo hin“, sagt er. „Es gilt, positiv zu bleiben. Ich kann nicht beeinflussen, ob ich jetzt noch ein Turnier gewinne in naher Zukunft. Ich kann nur schauen, dass ich weiter die Chance dazu habe.“

Schmitt hat noch zwei Turniere in England bis zum Finale Anfang November auf Mallorca. Zwei weitere Chancen auf den ersten Titel. „Im Golf kann alles schnell gehen. Oder ganz langsam. Ich freue mich, wenn es schneller geht.“ Trotz aller Geduld.