Rahms Hommage an Seve und ein wichtiges Urteil

Rahms Triumph an Seves Geburtstag

Drive in die Bäume, vor das Grün ablegen, spektakulärer Pitch an die Fahne und den Putt versenken – Jon Rahms Auftritt auf dem 72. Loch beim Masters in Augusta war eine unbeabsichtigte Hommage an sein großes Vorbild. 40 Jahre nachdem der 2011 verstorbene Seve Ballersteros seinen zweiten Masters-Sieg holte und an jenem Tag, an dem die Golflegende seinen 66. Geburtstag gefeiert hätte, schlüpfte Rahm als vierter Spanier ins berühmte Grüne Jackett. Der 28-Jährige beendete das Turnier auf eine Weise, wie es auch der Kurzspiel-Magier hätte beenden können: mit einem alles andere als langweiligen Par. Der nun zweimalige Major-Sieger spielt heute Golf, auch weil sein Vater das Spiel nach dem Ryder Cup 1997 – Europa gewann mit Kapitän Ballesteros in Valderrama – für sich entdeckt hatte. „Dieser Sieg war für Seve“, erklärte Rahm. „Er war da oben und hat mitgeholfen.“

Couples neuer Rekordhalter

Fred Couples sorgte vor Beginn des Masters für Schlagzeilen, indem er verbal gegen die LIV-Spieler um Phil Mickelson und Sergio Garcia austeilte. Kurz vor dem Aufeinandertreffen der ehemaligen Masters-Gewinner beim Champions Dinner ruderte „Freddie Cool“ zurück und trug seinen Teil dazu bei, dass das berühmte Abendessen der Legenden ohne Skandale über die Bühne ging. Ab Donnerstag zeigte der Turniersieger von 1992 dann, was er schon so oft in Augusta zeigte: extrem starkes Golf. Mit 71 und 74 Schlägen reichte es beim ersten Major des Jahres für den Cut – und zu einem neuen Rekord. Mit 63 Jahren und 187 Tagen ist Couples nun der älteste Spieler, der je den Cut beim Masters schaffte. Bernhard Langer, der den bisherigen Rekord 2020 aufgestellt hatte und in diesem Jahr am Cut scheiterte, war damals vier Monate jünger.  

Missglückter Abschied

Während sich Couples und Langer auch im kommenden Jahr mit der Wucht der jungen Elite messen wollen, war für zwei ehemalige Champions in diesem Jahr Schluss. Larry Mize und Sandy Lyle, Turniersieger der Jahre 1987 und 1988, durften bei ihrem letzten Auftritt zwar nochmals Golfschläge am Wochenende absolvieren – allerdings hatte dies lediglich mit dem schlechten Wetter zu tun. Sportlich landete das Duo abgeschlagen am unteren Ende des Feldes. Bitter für Lyle: Kurz bevor er zu seinem finalen Putt am Freitagabend auf der 18 ansetzte, erklang das Signalhorn zum Spielabbruch. Einige Spielpartner versuchten noch, die Verantwortlichen zu überreden, den Ryder-Cup-Spieler doch vor gut gefüllten Rängen in den Ruhestand zu verabschieden. Ohne Erfolg. Stattdessen klang die Laufbahn am Samstagmorgen vor nur wenigen anwesenden Patrons aus. „Regeln sind Regeln“, kommentierte Lyle trocken. Spielpartner Jason Kokrak fand deutlichere Worte: „Es ist unverzeihlich, die Besucher nicht vor 8 Uhr morgens hereinzulassen, um sich in der Nähe des Grüns aufzuhalten. Das ist das Lächerlichste, was man sich vorstellen kann.“

Power-Asse

Für Aufsehen sorgte in Augusta auch Seamus Power – und das bereits bevor die Honorary Starter am Donnerstagmorgen das Turnier eröffneten. Dem Iren gelang beim traditionellen Par 3 Contest das scheinbar Unmögliche: Zwei spektakuläre Asse in Folge. Seine Annäherungen mit dem Wedge auf dem achten (105 Meter) und neunten Loch (104 Meter) landeten auf dem Grün und rollten mit reichlich Rückwärtsdrall ins Loch. Power, der im September sein Ryder-Cup-Debüt feiern möchte, sprach von einem Moment, den er sein Leben lang in Ehren halten werde. Dass die Korrelation zwischen Glanzleistungen beim Par-3-Vorgeplänkel und Top-Ergebnissen beim folgenden Major-Turnier historisch nicht die höchste ist, bewies leider auch der 36-Jährige aus Waterford: Am Ende gelang ihm als geteilter 46. keine Runde unter Par.

Beistand aus Augusta

Die konkret vorgetragene Idee des R&A und der USGA, ab 2026 den Einsatz von gedrosselten Bällen bei Turnieren im Spitzensportbereich zu forcieren, kam bislang nicht wirklich gut an. Es sei die Lösung für ein Problem, das es nicht gibt, kommentierte Justin Thomas. TaylorMade Golf rief sogar eine Umfrage ins Leben, um gegen die Pläne einer Model Local Rule, die im Sinne der Nachhaltigkeit die Schlagweiten eingrenzen soll, Stimmung zu machen – und schaffte dies mit deutlichen Ergebnissen. Unterstützung bekamen die Verbände hingegen von nicht unwichtiger Stelle. Fred Ridley bekräftigte, dass der berühmte Golfclub im Osten Georgias hinter den Plänen der Regelhüter steht. „Ja, wir werden sie unterstützen“, verriet der Chairman des Augusta National Golf Club. „Die Schlagweiten sind ein Thema, das angegangen werden sollte.“

Kein Captain Kaymer

Dass Martin Kaymer irgendwann Ryder-Cup-Kapitän werden würde, war bis vor einem Jahr so gut wie sicher. Dann stellte dessen Wechsel zur LIV Golf League vieles auf den Kopf. Ein knappes Jahr später scheint ausgeschlossen, dass dem deutschen Major-Sieger irgendwann diese ehrenvolle Aufgabe übertragen wird. Man habe mit Kaymer, Graeme McDowell und Sergio Garcia drei potenzielle Kapitäne verloren, erklärte Keith Pelley zuletzt. Das Trio habe die Mindestanforderung an Starts auf der DP World Tour im vergangenen Jahr nicht erfüllt und sich so für das Amt des Kapitäns disqualifiziert. Da helfe auch die Ehrenmitgliedschaft nicht, ergänzte der CEO der DP World Tour. Kaymer hat im vergangenen Jahr einzig bei der BMW International Open abgeschlagen. Im Anschluss gab er an, sich nach seinem Wechsel zu LIV Golf bei den alten Kollegen nicht mehr willkommen zu fühlen – und sagte in der Folge alle Turniere ab.

Erfolg vor Gericht

Für Pelley und die DP World Tour begann die Masters-Woche mit guten Nachrichten. Ein Schiedsgericht kam zu dem Schluss, dass die Spieler, die damals ohne Genehmigung bei den Turnieren der neu gegründeten LIV Tour teilgenommen hatten, „schwerwiegende Verstöße“ gegen den Verhaltenskodex der DP World Tour begangen hätten. Pelley und die Tour sprachen im vergangenen Sommer eine Strafe von 100.000 Pfund sowie eine Turniersperre aus. Ian Poulter war einer der betroffenen Spieler, die in der Folge Einspruch einlegten. Dieser wurde nun abgewiesen. Die Strafe muss nun innerhalb der nächsten 30 Tage bezahlt werden. „Es ist nicht in Ordnung, sich einfach zu etwas zu verpflichten und dann willkürlich zu entscheiden, sich nicht an die Regeln und Vorschriften zu halten“, mahnte Pelley, der das Urteil als richtungsweisend bezeichnete. Die DP World Tour will nun eruieren, wie sie weiter vorgehen wird.