Menschen, schaut auf diesen Sport!

Ein Gastbeitrag von Nachwuchsgolferin Alexandra Försterling

Wenn ich mir für das Frauengolf etwas wünschen dürfte, wäre das: mehr Unterstützung. Wo diese genau herkommen kann, ist eine hervorragende Frage. Hervorragend schwierig zu beantworten. Ich will es einmal versuchen. Einen Unterschied würde beispielsweise eine größere Medienpräsenz machen. Trotz des erfolgreichen Starts des Amundi German Masters in Berlin und der Tatsache, dass auch viele weitere Turniere der Ladies European Tour inzwischen kostenlos im Internet übertragen werden, gibt es schon noch einiges aufzuholen. Beides hilft schon mal sehr, klar. Aber der Weg ist weiterhin sehr lang. Dafür reicht allein ein Blick auf die Preisgelder und die Differenzen zwischen Männer- und Frauen-Tour gerade auch im weltweiten Vergleich.


Eine erhöhte Sichtbarkeit würde in diesem Zusammenhang neue Unterstützung wahrscheinlicher machen. Wenn Menschen mit Frauengolf Persönlichkeiten verbinden, herausragende Ergebnisse und interessante Geschichten, wächst alles näher zusammen und Frauengolf wird selbstverständlicher – und damit unterstützenswerter. Gleichzeitig erkennt das Publikum, dass wir richtig gutes Golf spielen! Dabei sind zunächst auch Events hilfreich, bei denen wir Frauen gemeinsam mit den Männern antreten. Auch hier zeigen wir ja, dass wir durchaus auf einem Niveau agieren können. Was uns in den vergangenen Jahren geholfen hat, sind die großen Erfolge, die deutsche Golferinnen feiern konnten. Wir haben viele junge Spielerinnen, die nachkommen, sportlich sind wir ganz vorne dabei. Das muss unbedingt so bleiben. Dafür müssten wir Golf noch öfter auch an Schulen anbieten. Wir könnten dort Vorurteile abbauen und noch mehr Jugendliche begeistern von diesem tollen Sport. Da reichen meiner Meinung schon Ausflüge auf naheliegende Golfplätze und Schnupperangebote im Schulkontext. Das würde sicherlich einiges bringen. Hier wären wir auch wieder bei der Medienpräsenz, die uns helfen würde, gegen so manches komische Klischee anzukämpfen. In der Schule musste ich mich oft wehren als Sportlerin, die einen „Sport für alte Männer“ betreibt. Das ist so falsch und darf so nicht bleiben. Golf ist auch in Deutschland kein elitärer Sport. Diese Botschaft muss bei den Menschen ankommen. Dabei haben wir Fortschritte gemacht zuletzt, aber es geht noch mehr. Wir brauchen noch mehr Menschen, die unseren wunderbaren Sport ausprobieren!


Denn eines ist schon besonders: Wenn wir den Golfsport an sich anschauen, mit all den imponierenden Entwicklungen in Bezug auf Equipment, mit den Bestrebungen in Deutschland, die Golf-Anlagen nachhaltig aufzustellen und im Einklang mit der Natur zu betreiben und den interessanten Persönlichkeiten, die erfolgreich sind, dann ist doch eigentlich alles da: Technik, die begeistert, gesunde Bewegung in der Natur und spannende Stories – das alles wissen nur leider zu wenig Menschen. Der einzige Golfer, den man hierzulande kennt, ist wahrscheinlich Tiger Woods. In den USA, wo ich studiere, hat der Golfsport einen viel größeren Stellenwert. Das ist schon ein heftiger Unterschied. Das kann und muss uns ein Vorbild sein. Je mehr Golferinnen und Golfer berühmt sind, je mehr Menschen sich im Golfsport auskennen, desto mehr Präsenz bekommt er und das führt dann zu noch mehr Fans. Es ist ein umgekehrter Teufelskreis.


Dabei helfen auch etwas andere Wege. Ich finde, in so vielen TV-Sendungen sind immer irgendwelche Sportlerinnen und Sportler zu Gast. Schwimmer, Leichtathletinnen, Fußballerinnen, Skifahrer. Warum können hier nicht mehr Golferinnen und Golfer präsent sein? Das würde helfen. Denn sicher ist doch auch: Golferinnen sind Athletinnen wie alle anderen auch. Und Golf ist ein Sport wie alle anderen auch. Es wird Zeit, dass das noch klarer wird. Dann bekommt der Golfsport die Aufmerksamkeit, die er verdient.

Alexandra Försterling

Alexandra Försterling, 23, ist seit diesem Jahr Profigolferin auf der Ladies European Tour (LET). Das Nachwuchstalent vom Golf-Club-Wannsee, die in Arizona, USA, studiert und trainiert, hat sich gleich in ihrer ersten Saison auf der LET etabliert. Ihre größten Erfolge neben bereits fünf Top-20-Platzierungen in dieser Saison: Sieg bei den Swiss Ladies Open 2023, Platz 3 bei der World Amateur Team Championship 2022, Sieg bei der German International Ladies Amateur Championship 2021, Teilnahme am Junior Ryder Cup 2014.
 
In the Bag:
Driver: Ping G430
Holz 3/7: Callaway Rogue
Hybrid: Ping G425
Eisen: Ping i230
Wedges: Ping
Putter: Taylormade Spider
Kleidung: Kjus