Ryder Cup, Septuple-Bogeys und Chirurgen-Asse

Golf Stories der Woche

Donalds Kader-Check

Luke Donald war vergangene Woche zu Gast in München-Eichenried. Einerseits als Spieler bei der BMW International Open, andererseits in der Rolle des Beobachters. Der Ryder Cup rückt näher und dementsprechend wird die Liste an möglichen Kandidaten für die europäische Mannschaft, die Ende September in Rom zum Vergleich gegen die USA antreten wird, immer schlanker. Der Kapitän schaut da natürlich etwas genauer hin, wie sich die Akteure präsentieren. Erfreulicherweise sind auch Deutsche als mögliche Teilnehmer im Rennen: Allen voran Yannik Paul und Marcel Siem. „Ich habe immer davon geträumt, vielleicht einmal beim Ryder Cup spielen zu können und mich mental darauf vorbereitet“, erklärte Paul. Doch der 29-Jährige konnte die heimische Bühne nicht nutzen, um weiter spielerisch auf sich aufmerksam zu machen. Der Rücken zwickte und so endete das Turnier, bevor es begann. Aufgabe. Marcel Siem ist laut eigener Aussage auch in einer Situation, in der der Ryder Cup ein Thema ist. Und Siem glänzte vor allem am Freitag sogar an der Seite Donalds. Am Wochenende lief dann gar nichts mehr zusammen. Am Sonntag wurde es gar eine 82. Aber vielleicht hat der Kapitän da schon gar nicht mehr hingesehen. Fest steht: Die Chancen, dass der Kontinentalvergleich in diesem Jahr mit deutscher Beteiligung stattfindet, sind so groß wie länger nicht mehr.

Das Septuple-Bogey des PEO-Siegers

Er schlug seine Annäherung ins Wasser, chippte ins Wasser, chippte ins Wasser, chippte ins Vorgrün und dann war irgendwie auch alles schon egal. Tom McKibbin, gefeierter Gewinner der Porsche European Open, verabschiedete sich furios von der BMW International Open. Auf der 16, einem scheinbar einfachen, weil kurzem Par 4, wo an manchen Tagen die Spieler das Grün vom Abschlag aus erreichen können, kegelte sich der Nordire am Freitag mit einem Septuple-Bogey (elf Schläge) spektakulär aus dem Turnier. Max Kieffer kam nur wenige Minuten später auf dem Grün an, und kratzte soeben noch ein Triple Bogey zusammen. Es war der Höhepunkt einer Schwächephase, die den Deutschen den ersten Heimsieg seit Martin Kaymer 2008 kostete. Denn außer auf der hinteren Neun der zweiten Runde spielte der 33-Jährige groß auf. Am Ende stand hinter Gewinner Thriston Lawrence und Joost Luiten Platz drei zu Buche. Wer weiß, vielleicht gibt es da ja noch eine dritte deutsche Personalie, die für Luke Donald interessant werden könnte.

Präzise wie ein Chirurg

Bahn drei des Pikewood National Club ist wahrlich kein Birdie-Loch. Nicht wenige Besucher des hochdekorierten Platzes in West Virginia benötigen einen Driver, um das Grün des etwas mehr als 200 Meter langen Par 3 zu erreichen. Dabei ist die nicht gerade breit angelegte Puttfläche von zwei langen Bunkern bewacht. Kurzum: Der Weg zum Par ist ein steiniger. Nicht jedoch für Rob Klune. Der Chirurg war vor zwei Jahren auf einem Golftrip im Nordwesten der USA unterwegs und verließ das Loch ohne zu putten. Sein Abschlag mit dem Eisen 3 ging direkt ins Loch. Es wäre das erste Ass überhaupt auf diesem Loch, frohlockte sein Caddie damals. Klunes Kumpel, die nicht Zeugen des Kunstschlags wurden, aber das Loch ebenfalls bereits bespielt hatten, konnten die Geschichte kaum glauben. Zwei Jahre später verabredete sich Klune, Handicap 2, mit seinen ungläubigen Golffreunden erneut zu einem Trip in den Pikewood National. An Loch drei zückte er erneut sein Eisen 3 ­– und der Chirurg ging erneut mit maximaler Präzision zu Werke. Resultat: Klune lochte erneut, zwei Asse in aufeinanderfolgenden Runden auf einem der schwierigsten Par-3-Bahnen des Bundestaats. Und das vor den Augen der Buddies. Ein irres Kunststück.

Rorys Ass

Auch Rory McIlroy schrieb in dieser Woche Hole-in-One-Schlagzeilen. Eine Woche nach einer erneut unveredelten Top-Leistung bei einem Major – der Nordire beendete die US Open auf dem zweiten Rang und wartet weiter auf seinen fünften Major-Sieg – gelang ihm eine Premiere. Erstmals auf der PGA Tour schrieb er am Donnerstag eine 1 auf die Karte. Zuvor hatte er 3.532 Mal „erfolglos“ auf Par-3-Bahnen abgeschlagen. Der Tatort: Bahn 8 im TPC Southwind, dem Austragungsort der Travelers Championship, ein Par 3 mit gut 190 Metern Länge. Der Zauberstab: Ein Eisen 5. Die Rückkehr an den Ort des Kunstschlags verlief für den 34-Jährigen allerdings ganz und gar nicht erfreulich. Statt im Locheinsatz landete der Abschlag am Freitag im Wasser. Die Folge: Doppel-Bogey. Es wäre ein guter Schlag gewesen, analysierte er seinen Fauxpas am Ende der Runde. Er habe nur den Wind falsch eingeschätzt. Zwei gefühlt gute Abschläge, vier Schläge Unterschied. So nahe liegen beim Golf manchmal Erfolg und Misserfolg beisammen.

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Watsons offener Brief

Die Entscheidung der PGA Tour, mit dem saudischen Public Investment Fonds gemeinsame Sache zu machen, sorgte vor zwei Wochen für maximalen Wirbel. In der Kritik: Jay Monahan, 53, Commissioner der Tour. Nach Monaten wackerer Auflehnung, finanziellem Wettrüsten sowie einem sündhaft teuren Prozess schien der PGA-Tour-Boss keine andere Möglichkeit mehr zu sehen, als mit dem finanziell übermächtigen Konkurrenten zu kooperieren. Die Folge: Monahan, der aktuell wegen eines gesundheitlichen Problems sein Amt nicht ausüben kann, musste sich Heuchlerei vorwerfen lassen, und wurde mehrfach zum Rücktritt aufgefordert. Der achtmalige Major-Sieger Tom Watson war einer von vielen Golfgrößen, die ihre Enttäuschung kundtaten. Watson kritisierte in einem offenen Brief vor allem, dass die Entscheidung fiel, ohne die Spieler des Policy Boards mit einzubeziehen und fragte sich, was die Tour in Zukunft an Freiheiten aufgeben müsse. Zudem kritisierte der Hall-of-Famer wie viele vor ihm die Menschenrechtssituation im Land des zukünftigen Partners.