Langers Laune, Kaymers Absage

Golf Stories der Woche

Langers Speerwurf

Als Bernhard Langer neun Jahre alt war, hieß der U.S.-Open-Sieger Billy Caspar und England feierte via Wembley-Tor den Fußball-WM-Titel. Doch trotz des mittlerweile fortgeschrittenen Alters schreibt das Phänomen Langer noch immer sportliche Schlagzeilen. Aktuell fehlt dem 65-Jährigen nur noch ein Sieg, um Hale Irwin zu übertreffen und alleiniger Rekordhalter zu werden, was Siege auf der PGA Tour Champions betrifft. Vergangene Woche war der zweimalige Masters-Gewinner bei der Regions Tradition spielerisch stabil unterwegs, doch die Putts wollten in Runde eins einfach nicht ins Loch. Und da schwoll dem Altmeister der Kamm. Nach bereits zuvor einigen verpasste Putts, verschob er auf Bahn 13 eine weitere Birdie-Chance. Die Folge: Langer warf seinen Besenstiel-Putter mit Speerwurf-Technik auf seine Tasche und feuerte auf dem Weg zum nächsten Abschlag seinen Ball in die Bäume. Es war ein überraschender emotionaler Ausbruch des sonst so besonnenen Deutschen. Erstaunlich: Am Ende unterzeichnete er trotz des Wutabfalls eine bogeyfreie Runde. Was beweist, wie hoch die an sich selbst gestellten Ansprüche auch im fortgeschrittenen Alter noch sind.

Platzrekord und Disqualifikation

Tommy Kuhl hatte einen großen Traum – und kam diesem durch eine Top-Runde scheinbar ein ganzes Stück näher. Kuhl, ein College-Golfer aus Illinois, trat bei einem lokalen Qualifikationsturnier für die U.S. Open (15.-18. Juni im Los Angeles Country Club) an. Bei erschwerten Bedingungen – die Grüns des austragenden Illini Country Club waren aerifiziert – konnte er zunächst glänzen. 62 Schläge, Platzrekord! Das Ticket für das U.S. Open Final Qualifying, bei dem einige Startplätze für das Major-Turnier vergeben werden, schien sicher. Doch Kuhl freute sich zu früh. Der Amerikaner hatte während der Runde ein paar der Löcher auf der Puttfläche ausgebessert – was bei den ohnehin breitflächig gelöcherten Grüns nicht gestattet war. Die Folge: Als er von seinem Missgeschick erfuhr, meldete er seine Vergehen und disqualifizierte sich selbst. Ansonsten hätte er nicht schlafen können, wie er bekräftigte. Dabei war er bei weitem nicht der einzige Spieler im Feld, der die Regelung nicht kannte. Aber der einzige, bei dem der Verstoß mit einer spielerischen Gala-Vorstellung einherging.

Rekord mit Neun

Auch Bella Simões hat Großes vor: Sie will zur U.S. Women’s Open und trat vergangene Woche bei einem Quali-Turnier in Naples, Florida, an den ersten Abschlag. Offenbar war die Brasilianerin zufrieden mit ihrem kraftvoll-eleganten ersten Versuch, denn ein Club-Twirl folgte. Simões stand zum Auftakt der Quali-Turniere für das Major in Pebble Beach (6.-9. Juli) besonders im Fokus: Denn die dreimalige Gewinnerin der U.S. Kids World ist erst neun und war die jüngste Spielerin der Geschichte, die je bei einem Local Qualifier antrat. Am Ende reichte es für das Top-Talent zwar nicht für den ganz großen Coup, dennoch zeigte sie sich auf Instagram glücklich darüber, dabei gewesen zu sein. Am Ende ihres Posts bedankte sie sich auch bei ihren Sponsoren. Was man eben so macht in ihrem Alter.

Geburtstagskind auf Thompsons Spuren

Angela Zhang erfüllte sich hingegen den Traum von der Teilnahme am Major-Highlight. Zhang setzte sich bei der Quali-Station in Pittsburgh spektakulär mit einem langen gelochten Birdie-Putt im Stechen durch. Und beschenkte sich an ihrem 14. Geburtstag selbst. Im Vergleich mit ihrer brasilianischen Kollegin kann Zhang aber keine Altersrekorde mehr brechen. Die Bestmarke als jüngste US-Open-Teilnehmerin hält nach wie vor Lexi Thompson, die mit zwölf Jahren ihr erstes Major bestritt. Thompson, 28, wird im Juli übrigens zum 17. Mal beim Turnier abschlagen.

Ukrainer erneut im Rampenlicht

Lev Grinberg absolvierte mit fünf Jahren seine ersten Golfschläge im Kozyn Golf & Country Club in Kiew. Da sein Vater Ilya, ein ehemaliger Badminton-Profi, geschäftlich immer wieder in Belgien zu tun hatte und sein Sohn ihn auf den Trips begleitete, wurde der Rinkven International Golf Club im Laufe der Zeit zur spielerischen Heimat des mittlerweile 15-Jährigen. Die Verantwortlichen des Austragungsorts der Soudal Classic vergaben im vergangenen Jahr einen Startplatz an den damals 14-Jährigen –­ und Grinberg, aktuell die Nummer 212 der Amateur-Weltrangliste, schaffte nach Runden von 70 und 69 Schlägen als zweitjüngster Spieler der Tour-Geschichte sensationell den Cut. Auch in diesem Jahr war das Top-Talent wieder dabei und hätte um ein Haar die nächste Sensation geschafft. Am Ende fehlte nur ein Schlag für den erneuten Sprung ins Wochenende. Die nächsten Schlagzeilen könnten schon bald folgen: Aktuell kämpft die Grinberg um einen Platz in Europas Junior Ryder Cup Team.

Kaymers Absage

Drei Turnierwochen Golf am Stück – für Martin Kaymer aktuell nicht machbar. Nach seiner Operation am Handgelenk sagte der deutsche Major-Sieger seinen Start für die PGA Championship in Oak Hill ab. Drei Wochen wären „ein bisschen viel“, berichtete Kaymer der dpa. Das habe ihm auch der Arzt bestätigt. Zudem mache er sich ohnehin wenig Hoffnung auf spielerische Glanzpunkte. „Ich bin da realistisch“, verriet er. „Ich kann einfach zurzeit noch nicht so viel Golf spielen. Ich wäre hingefahren und hätte mit einem guten Ergebnis vielleicht den Cut geschafft. Das ist einfach nicht mein Anspruch.“ Erfreulich aus deutscher Sicht: Yannik Paul rutschte aufgrund seiner starken Leistungen zuletzt über die Weltrangliste ins Feld. Abgesagt haben neben Kaymer auch Tiger Woods und Will Zalatoris, die beide wohl für den Rest der Saison ausfallen werden.