Wie Texte den Golfsport beschreiben

Tempo, Rhythmus, Timing – Golf und Poesie liegen näher beieinander als es auf den ersten Blick erscheint. Gibt es deswegen so wunderschöne Beispiele großer Lyrik über diesen Sport, den manche das Spiel des Lebens nennen?

My drive is erratic, my brassie’s the same,
My irons atrocious, and awful my aim,
My mashie is fearful, my putting worse still,
My scores have the look of a dressmaker’s bill;
My legs are a-weary, my wrists are quite lame,
But I am most happy, — I’m playing the game.

 

Dieses Gedicht aus dem Sammelband „The American Golfer“, das im Jahre 1915 erschien, vereint Golfer und Golferinnen aus der ganzen Welt. Es ist die bekannte Mischung aus Versagen und Liebe: „Ich spiele bescheiden. Aber ich bin überglücklich, ich spiele das Spiel.“ Jeder Golfer kennt den Frust über sein eigenes Spiel, den auch das Gedicht beschreibt. Und jeder Golfer weiß: Dieser Frust lässt die Liebe nicht erkalten. Im Gegenteil. Golf und Poesie – in diesem Gedicht findet sich tatsächlich ein wichtiger gemeinsamer Nenner beider Leidenschaften: Das Leiden gehört zum erfolgreichen Prozess dazu. Demut ist ein Gefühl, das beide Seiten kennen – und brauchen, um wirklich gut zu sein.

Für große Wortkunst im Golfsport sind gleichzeitig nicht nur große Literaten zuständig. Arnold Palmer hat sieben Major-Siege errungen, was ihn zu einem der großen Golfer der Geschichte macht. Doch der US-Amerikaner, Spitzname „The King“, konnte auch mit Wörtern umgehen. Sein Spruch über Golf als Spiel des Lebens ist einer der berühmtesten der Geschichte.

 

“Golf is the closest game to the game we call life.

You get bad breaks from good shots; you get good breaks from bad shots,

but you have to play the ball where it lies.”

(Foto: Debby Wong/Shutterstock.com)

Tatsächlich sind viele Menschen, die dem Golfsport nahestehen, der Meinung, es gebe wohl kein Spiel, das so gut das Leben als solches beschreibe. Sicher ist: Eine Runde Golf deckt schon gerne mal viele Teile des menschlichen Gefühlsspektrums ab – einschließlich des Kampfes mit sich selbst. Und, wie es Golfspieler Peter Jacobsen ausdrückte, den ständigen Neubeginn:

 

“One of the most fascinating things about golf is

how it reflects the cycle of life.

No matter what you shoot –

the next day you have to go back to the first tee

and begin all over again and make yourself into something.”

 

Der pensionierte Professor Leon S. White, Herausgeber des „Golf Course of Rhymes“ stellt in der New York Times die beeindruckende Parallelität in Tempo, Rhythmus und Timing bei Golf und Poesie heraus. Sowohl Golfer und Golferin als auch Dichter und Dichterin sind auf der Suche nach diesen Zutaten, die so schwierig zu lernen sind. Diese Gemeinsamkeiten von Golf und Poesie sind zudem vielleicht entscheidend dafür, dass Sir Arthur Conan Doyle, der neben seiner Tätigkeit als Arzt auch Sherlock Holmes erfand, einst dichtete:

 

Come youth and come age, from the study or stage,

From Bar or from Bench – high and low!

A green you must use as a cure for the blues –

You drive them away as you go.

Es ist ein Evergreen des Golf-Gedichts. Egal, wie es Dir geht, Golf hebt die Stimmung. Das Grün hilft gegen den “Blues”, mit dem Drive fliegen alle Sorgen davon. Sir Arthur Conan Doyle ist mit diesen Gefühlen nicht allein.

Der berühmteste Schriftsteller, der seine Leidenschaft für den Golfsport öffentlich in seinen Texten zelebrierte, war John Updike. Der Pulitzer-Preisträger schrieb 50 Jahre über Golf, seine Golfpoesie ist im Band „Golf Dreams: Writings about Golf“ zusammengefasst. In seinem Text “The spirit of the game” heißt es: 

People are naked when they swing –

 their patience or impatience,

their optimism or pessimism,

their grace or awkwardness,

the very style of their life’s desires are all bared.

  

Der Charakter des Menschen zeige sich überdeutlich auf dem Golfplatz. Und Updike meint, die Wesenszüge sogar allein im Schwung zu erkennen. Diese Bewegung, die zu den kompliziertesten im gesamten Sport zählt, sieht er als Spiegel der Sehnsüchte des Menschen. Tiefe Worte über ein Spiel, das weit mehr ist als Sieg und Niederlage. Auch darin sind sich Golfer und Poeten einig.