Equipment-Revolutionen im Golf

Das Streben nach dem perfekten Flug

Höher, schneller – vor allem weiter. Seit den Anfängen des Golfsports suchen die Protagonisten der Disziplin nach dem besten Equipment für die Aufgabe, den Ball mit möglichst wenig Schlägen im Loch zu versenken. Golf vereint so Tradition mit unglaublichem Fortschrittsstreben. Ein Blick zurück.

 

Es fing an mit Kieselsteinen. Es war ein ruckeliger Beginn, dem eine imposante Entwicklungsgeschichte folgte, eine Evolution des Golf-Equipments, die auch heute noch anhält. Gerade zu Beginn gab es bahnbrechende Innovationen, die den Sport zu dem machten, was er heute ist. Die Kieselsteine hatten schnell ausgedient. Die ersten richtigen Bälle fanden Anfang des 17. Jahrhunderts Einzug in die neue Disziplin. Ein Ledersack, gefüllt mit Federn – der erste Golfball. Es war ein aufwändig hergestelltes Produkt – die Hersteller konnten nur etwa vier oder fünf Exemplare pro Tag und Mann produzieren. Ihr Preis lag bei umgerechnet rund 12 Euro.

 

Im Gegensatz zu den Bällen wurden die frühen Golfschläger aus ähnlichen Materialien hergestellt wie heute: Holz und Eisen, nur Verwendung und Bezeichnung waren damals noch andere. Longnoses waren die Vorläufer des heutigen Drivers, Bulgers die Fairway-Hölzer, Spoons und Niblicks die langen und kurzen Eisen, Cleeks der Schläger für das Grün.

 

Eisen wurden ursprünglich nur aus der Tasche gezogen, um sich aus schwierigen Lagen zu befreien. Gräben, Furchen und ähnliche Hindernisse – in gewisser Weise die Vorläufer der Wedges. Strecke wurde nahezu ausschließlich mit den Hölzern gemacht. Diese Golfschläger bestanden aus Holz, wobei die Schäfte aus Esche oder Haselnuss und die Schlägerköpfe aus härterem Holz wie Apfel, Stechpalme, Buche oder Birne gefertigt wurden. Der Schlägerkopf wurde mit einem Splint mit dem Schaft verbunden und dann mit einem Lederriemen zusammengebunden.

 

Wie auch bei den Bällen gab es auch bei den Schlägern Mitte des 18. Jahrhunderts einen Sprung. Eisen wurden nun auch für Annäherungsschläge verwendet. Um 1750 tauchten die ersten Schlägerköpfe aus Eisen in den örtlichen Schmieden auf. 1826 begann der schottische Schlägerbauer Robert Forgan, importiertes Hickoryholz aus den USA für die Herstellung von Schlägerschäften zu verwenden. Aufgrund seiner guten Verfügbarkeit und besseren Haltbarkeit wurde Hickory schnell zum Standardholz für Schlägerhersteller.

 

Mit dem Aufkommen der Gesenkschmiedetechnik um 1870 konnten Fabriken Schlägerköpfe aus Eisen in Massenproduktion herstellen – sie waren gleichmäßiger, leichter und besser als die vom Schmied hergestellten. Im Jahr 1908 entdeckten findige Golfer zudem, dass Rillen auf der Schlagfläche den Rückwärtsdrall erhöhen und mehr Weite erzeugen können.

 

Der Stahlschaft

Für mehr Präzision und Haltbarkeit

Um 1925 wurde nach langer Entwicklungsphase in den Vereinigten Staaten der Stahlschaft eingeführt. Die R&A, benannt nach dem Royal and Ancient Golf Club of St. Andrews, legalisierte als Dachverband des Golfsports die Verwendung von Schlägern mit Stahlschaft, nachdem der Prinz von Wales diese 1929 auf dem Old Course in St. Andrews eingesetzt hatte – und wie alle anderen Golfer von mehr Präzision und Haltbarkeit profitiert hatte. Nachdem die R&A 1931 die Wedges mit konkaver Schlagfläche verboten hatte, erfand Golf-Größe Gene Sarazen das moderne Sandwedge mit gerader Schlagfläche und mehr Bounce, also Winkel zwischen Sohle des Schlägers und dem Boden.

Die Entwicklung des perfekten Balls

Reverend Adam Paterson sorgte 1848 für die ersten bahnbrechenden Meilensteine in der Ball-Entwicklung, als er an der Universität St. Andrews mit Gummimaterial experimentierte und nur zufällig den Bezug zum Golfsport herstellte. Er erfand den „Gutty", den Guttapercha-Ball aus kautschukähnlichem Material, der industriell in großen Stückzahlen produziert werden konnte.

Das Spielgerät aus dem Saft des Gutta-Baums konnte maximal 225 Yards weit geschlagen werden und war seinem modernen Bruder sehr ähnlich. Im Jahr 1898 führte Coburn Haskell den ersten einteiligen Gummikern ein – dieser kann unter heutigen Bedingungen rund 200 Yards weiter geschlagen werden.

Golfer stellten nun fest, dass Bälle, je älter und narbiger sie wurden, weiter flogen. Also schlugen sie absichtlich Kanten hinein.1905 fügte der Golfballhersteller William Taylor erstmals das Dimple-Muster hinzu. Golfbälle hatten nun ihre moderne Form angenommen. Mehr als 300 Dimples zählen herkömmliche Golfbälle inzwischen. Es ist das Ergebnis jahrelanger Forschungsarbeit – wie auf so vielen Gebieten im Equipmentbereich. Die Arbeit mit Dimples hat sich zu einer Wissenschaft entwickelt, Equipment-Firmen beschäftigen Aerodynamik-Teams und Experten sagen: „Dimples sind die Flügel der Bälle.“

Driver-Kopf aus rostfreiem Stahl

Seit den 1960er Jahren verfügen die Bälle über einen Kunstharzkern und können einheitlich produziert werden. Und als der Equipment-Tüftler Gary Adams Ende der 1970er den Driver-Kopf aus rostfreiem Stahl einführte, folgten ihm in Kürze viele Golfprofis. Eine weitere bis heute gültige Schläger-Innovation setzte sich durch. Wie später auch Graphitschäfte als Alternative zu Stahlschäften. Im Jahr 2000 revolutionierte Titleist den Ball-Markt mit einem Ball mit festem Kern und einer mehrschichtigen Ummantelung. Die Folge: mehr Konsistenz im Ballflug und bessere Widerstandsfähigkeit. Bis heute ist es der meistverwendete Ball im professionellen Golfsport.

Was kommt als nächstes?

Die Frage ist offen, nur eines ist klar: Es wird wieder etwas kommen, das bleibt. Das Streben nach dem perfekten Ballflug geht weiter.