Der Harmanator

Harmans Triumph und zwei starke Comebacks

Harman souverän, Kim tapfer

Brian Harmans Triumph bei der Open Championship erinnerte an den von Martin Kaymer bei der US Open 2014. Vom Start weg geführt, früh ein Polster zwischen sich und den Rest des Feldes gebracht und diesen Vorsprung souverän und trotz des maximalen Drucks nach Hause gespielt. Hobbyjäger Harman glänzte in der Rolle des Gejagten – und überstand auch einen nervösen Start am Sonntag. Letztlich legte er ein Tempo vor, das niemand mitgehen konnte. Auch nicht Tom Kim, einer der vier Zweitplatzierten. Dass es der Südkoreaner am Ende der Woche so weit nach oben schaffen würde, war zu Beginn des Turniers noch völlig undenkbar. Denn bei einem Sturz zu Hause hatte er sich das Außenband verletzt, konnte kaum laufen und dachte an Aufgabe. Doch der Senkrechtstarter biss auf die Zähne, warf ein paar Tabletten ein, legte eine Schiene an und spielte nach einer wackligen 74 zum Auftakt richtig gutes Golf. Dabei konnte man erkennen, dass er seinen Durchschwung aufgrund der Schmerzen anpassen musste. Der bei einem Major erhöhte Adrenalinausstoß habe ebenfalls geholfen, erklärte der 20-jährige Kim, der nicht nur einmal daran dachte, das Turnier vorzeitig zu beenden. „Ich bin froh, dass ich es durchgezogen habe“, kommentierte er.  

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Protest und seltener Gast

Eine Kröte hat am Samstag der Open Championship das Spiel verzögert. Nein, keiner der trödelnden Spieler im Feld, sondern tatsächlich ein Amphib. Die kleine Kreuzkröte (Epidalea calamita) war auf dem Golfplatz von Royal Liverpool unterwegs und der seltene Gast genoss einen besonderen Status. Das geschützte Tier, das ausgewachsen nur sechs Zentimeter misst, darf laut Gesetz nur von einem Spezialisten des Feldes verwiesen werden: Clubmanager James Bledge. Der erfüllte seine Aufgabe souverän und nach ein paar Minuten konnte es weitergehen. Die Kröte war in Sicherheit, die Elite konnte weiterspielen. Dabei war die Kreuzkröte nicht die einzige kuriose Ursache für Spielverzögerungen beim ältesten Major-Turnier der Golfwelt: Bereits am Freitag hatten Aktivisten der Bewegung „Just Stop Oil“ das Spiel unter anderem mit Rauchfackeln gestört. Sie forderten, dass die britische Regierung alle neuen Öl- und Gasprojekte stoppt. Open-Teilnehmer und Tour-Star Billy Horschel half den Securitys unter dem Applaus des Publikums auf den Tribünen dabei, eine weibliche Demonstrantin vom 17. Grün zu begleiten. Offensichtlich war er nicht erfreut darüber, bei der Arbeit gestört zu werden. Seine etwas ungewöhnliche Aktion wollte er im Anschluss nicht kommentieren.

Peinlich berührt

Den Abschlag ins Aus, den provisorischen auf die Bahn, den dritten Schlag in den Bunker, den vierten in den Bunker daneben, den fünften rückwärts ins Rough, Pitch aufs Grün, zwei Putts, Quadruple Bogey. Justin Thomas blickte peinlich berührt in die Ferne, das Publikum auf der 18 spendete Trost. Der zweimalige Major-Sieger hatte am Donnerstag bei der The Open eine 82 fabriziert, das schlechteste Ergebnis seiner Major-Laufbahn. Während der spätere Sieger Brian Harman dem Feld enteilte, verpasste Thomas den Cut bei elf über Par. Einen Schlag vor John Daly, einen hinter Ernie Els und Darren Clarke. Es ist der Höhepunkt einer Tiefphase für den Sohn eines Teaching-Pros, dessen Laufbahn zuvor eigentlich nur nach oben ging. Dem 15-maligen Tour-Sieger droht nach einem hartnäckigen Sommertief sogar das vorzeitige Saisonende ohne Playoffs und die Zuschauerrolle beim Ryder Cup. Thomas, 30, will geduldig bleiben. „Ich komme da wieder raus“, erklärte er. „Das macht keinen Sinn. Ich schlage Schläge wie die Nummer eins der Welt, und dann mache ich am letzten Loch des Turniers eine 9. Ich weiß nicht, ob es eine Sache der Konzentration ist oder ob ich mich einfach zu sehr unter Druck setze, aber wenn ich es herausfinde, werde ich besser sein.“

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Comeback eines Supertalents

Er war einst die große Nachwuchshoffnung im deutschen Golf. 2015 siegte er als Teenager auf der Challenge Tour, spielte auf der damaligen European Tour vorne mit. Dann war es lange ruhig um Dominic Foos. Nun spielte er auf der Finalrunde der Big Green Egg German Challenge powered by VcG wieder sehr gut vernehmbares Golf. Mit einer starken 67 im Wind des wunderschönen Wittelsbacher GC sprang er am Sonntag um 30 Plätze nach vorne auf Rang zwei, einen Schlag hinter Sieger Francesco Laporta aus Italien. „Ich habe es relativ gut ausgeblendet, aber wusste natürlich, dass ich vorne dabei bin. Es ist etwas sehr Besonderes. Das ist mein bestes Ergebnis seit einer längeren Zeit, obwohl sich mein Spiel die letzten Monate, sogar Jahre sehr gut angefühlt hat. Aber es ist gut, auch mal zuhause zu sehen, dass ich da sehr gut spiele und vorne mit dabei bin.“ Wie die anderen deutschen Golfer freute sich auch Foos über die besondere Atmosphäre im Heimspiel, das auch im dritten Jahr der German Challenge emotionalen Spitzensport bot. „Es war wunderschön in Wittelsbach. Wir hatten natürlich auch Glück mit dem Wetter, es hat nicht geregnet, der Platz ist immer trockener geworden und es ist immer etwas Besonderes, zuhause zu spielen. Es war eine sehr gute Woche.“ Eine sehr gute Woche eines immer noch sehr jungen 25-Jährigen.

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Besonderes Comeback, Teil 2

Auf der LPGA Tour stand vergangene Woche etwas Abwechslung auf dem Programm. Statt des üblichen Zählspiels ging es in Michigan in Zweierteams zur Sache. Neben prominenten Paarungen wie Lexi Thompson mit Brooke Henderson oder Liebespaaren wie Georgia Hall und Ryann O’Toole, standen auch einige Namen auf der Liste, die aus früheren Tagen bekannt sind. Unter anderem Natalie Gulbis, Paula Creamer und Jane Park. Für letztere war es eine besondere und tränenreiche Rückkehr auf die Tour. Die langjährige LPGA-Größe musste ihrer Karriere vor zwei Jahren wegen der Epilepsie ihrer Tochter Grace unterbrechen. Für die 36-Jährige und Ehemann Pete Godfrey, einen erfahrenen Caddie auf der Tour, rückte Golf weit in den Hintergrund, nachdem die immer wiederkehrenden Anfälle schwere Schäden im Gehirn zur Folge hatten. Grace ist seither pflegebedürftig. Einerseits, um auf Graces Schicksal aufmerksam zu machen und andererseits, um für sich selbst ein langes Kapitel zu beenden, griff Park gemeinsam mit ihrer Freundin Creamer nochmals zu den Schlägern. Ihr Mann unterstützte sie als Ratgeber an der Tasche. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich jemals wieder an einem LPGA-Turnier teilnehmen würde“, so Park ganz offen. „Irgendwie hat es unsere Familie aus den Trümmern geschafft, und gemeinsam bei einem Golfturnier zu sein, bedeutet mir alles. Es war sehr heilsam für unsere Familie.“

Hollywoodpaar testet Ryder-Cup-Platz

Catherine Zeta-Jones und Michael Douglas sind seit Jahren leidenschaftliche Golfer und dabei durchaus ehrgeizig. Die walisische Schauspielerin erzählte einst in einer Talkshow, dass ihr 78-jähriger Mann teuer bezahlen müsse, wenn er eine Lady schlägt. „Wenn er seinen Schlag verfehlt und seinen Ball nicht über den Damenabschlag bringen kann, muss er seine Hosen runterlassen“, erklärte sie in der Graham Norton Show. Da das prominente Paar häufig von Paparazzi begleitet werde, würde sie es erlauben, dass ihr Mann den Wetteinsatz unter dem Schutz der Bäume einlöst. Beim aktuellen Irland-Urlaub postete das Paar ein Bild neben der Statue von Arnold Palmer im Tralee Golf Club. Bleibt zu hoffen, dass Douglas die Runde auf dem von Palmer konzipierten Kurs ohne Katastrophen vom Tee überstehen – denn bis auf ein paar Ginsterbüsche und besonders tiefen Topfbunkern ist auf Linksplätzen nicht viel mit Sichtschutz. Ein weitere Urlaubsimpression postete Zeta-Jones aus Adare Manor, jenem Luxusresort, das 2027 den Ryder Cup austragen wird. Man sieht, die beiden Hollywood-Größen sind wahre Golf-Feinschmecker.

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